Der Jakobsweg

02/08/2017

Die ersten Pilger kamen im 9. Jahrhundert lediglich aus den Hinterländern der Königreiche Galicien und Asturien. Aber mit unglaublicher Geschwindigkeit begann Santiago de Compostela, Reisende und Besucher anderer christlicher Reiche anzuziehen, sogar aus den Gebieten jenseits unserer Grenzen. Der erste fremde Pilger, dessen Name bekannt ist, war Franzose. Godescalc, der Bischof von Puy, kam im Jahre 951 nach Santiago. Ab diesem Zeitpunkt begann die Schar der Pilger zu steigen und es wurde bereits vor dem Ende jenes Jahrhunderts notwendig, Herbergen für diese Menschen zu schaffen. Die ersten entstanden in den Klöstern - San Martín de Albelda, San Millán de la Cogolla, San Juan de la Peña, Samos, Sobrado, usw.

Die Geschichtsforscher nennen viele Ursachen und Gründe für das Fieber der Franken, die Pyrenäen zu überqueren. Für einige sind es vor allem politische Motive. Die Päpste und das Kloster von Cluny waren entschlossen, den Königreichen des Nordens Spaniens zu helfen, und zwar aus Gründen der eigenen Sicherheit, denn damit wurde die Möglichkeit einer Invasion der Mauren gemindert. Andere glauben, daß es Neugierde und Abenteuerlust waren, aber auch kommerzielle Interessen und der Eifer nach kulturellem Austausch werden genannt. In manchen Fällen waren auch wohl Raub und Habgier der mittellosen Wanderer Gründe. Es gibt aber keinen Zweifel daran, daß fast immer auch religiöse Motive im Hintergrund standen. Die Pilgerzüge des Mittelalters waren ein Symbol für das christliche Leben und Handeln und bedeuteten einen unbekannten Weg ins Jenseits.

Die Ritter des 15. Jahrhunderts kamen, um an Turnieren teilzunehmen und andere Länder kennenzulernen, immer aber im Kontext der Religion. Und nicht nur die Franken. Auch Italiener kamen, wie Giordano de Ribalta, der damit prahlte, dreimal in Rom und viermal in Santiago gewesen zu sein. Und der holländische Maler Jan van Eyck, der sein Gemälde “Die Verkündigung” in der Kathedrale ausstellte. Der Engländer John Goodyear spendete dem Schatz von Santiago einen wertvollen Alabaster und vier deutsche Schiffe gelangten vom Hamburger Hafen aus übers Wasser nach Santiago. Dies alles geschah vor Ende des 15. Jahrhunderts. Alle hatten die Absicht, die Überreste des Jüngers Christi zu huldigen und das Ritual der Umarmung des Apostels auszuführen.

Einer der berühmtesten Jakobuspilger des Mittelalters ist der Franzose Aymeric Picaud, Mönch aus der französischen Ortschaft Poitou. Seinen Ruhm hat er der Verfassung eines Reiseberichts zu verdanken, den er detailliert und genau im Jahre 1130 schrieb und der eine Vielzahl von Ratschlägen für Wanderer enthält. Diese Chronik mit dem Titel “Pilgerführer für Santiago de Compostela” ist Teil eines der bedeutendsten Dokumente, die in der Bibliothek der Kathedrale zu Compostela aufbewahrt werden: der Codex Calixtinus. Auf diesen Pilgerführer wird immer Bezug genommen, wenn vom antiken Französischen Jakobsweg die Rede ist.

Der Pilgerführer von Aymeric Picaud berichtet in französischer Sprache: “Es gibt vier Routen, die nach Santiago führen und in Puente la Reina, also auf spanischen Gebiet, zusammentreffen. Von dort aus geht nur ein einziger Weg nach Santiago weiter”. Der erste und einzige Weg, der die Pyrenäen in Somport überquerte, begann in Arles, in der Nähe von Marseille. Von Paris, Vézélay und Le Puy kamen die anderen drei, die durch Roncesvalles in Navarra führten. Diese waren die klassischen Wege, auf denen die Jakobuspilger ohne Unterbrechung wanderten.

Gutes Schuhwerk, wenige Kleidungsstücke und der Pilgermantel, ein Wanderstock, der auch zur Verteidigung diente, ein Kürbis für Wasser und Wein, ein kleiner Sack und ein Hut mit breiter Krempe - das war die typische Ausrüstung des Pilgers im Mittelalter. Die Jakobsmuschel, die bereits bei den Wanderern der heidnischen Mythologie auftaucht, war das erste Andenken, das die Pilger aus Galicien mitbrachten, wo diese Muscheln an den Küsten in großen Mengen vorkommen. Danach wurden der Hut, der Sack und der Pilgermantel eingeführt, bis sie zum Emblem und zum “Passierschein“ des Pilgers wurden. In Santiago existierte damals bereits das Stadtviertel “Concheiros”, das noch heute so heißt. Dort wurden die Jakobsmuscheln verkauft, die echten oder die Imitationen aus Metall; der Erzbischof hatte ein Verkaufsmonopol erlassen und die Päpste hatten es ratifiziert.

Früher pilgerten die Menschen nach Santiago, um ein Versprechen zu erfüllen, sich von einer Strafe zu befreien, den Wunsch eines Verstorbenen zu erfüllen oder um einer gerichtlichen Entscheidung nachzugehen. Heute stehen andere Motive im Vordergrund; man möchte die Vergangenheit in Erinnerung rufen, die eigene Kultur und Geschichte entdecken, die Harmonie der romanischen Kunst erleben oder einfach die Landschaften entlang des Jakobsweges genießen.

In vergangenen Zeiten war es üblich, die Kleidung samt der Ausrüstung auf dem Rückweg von Santiago de Compostela einem Kloster oder einer anderen religiösen Einrichtung zu schenken oder damit an den Prozessionen teilzunehmen. Heute bringt man vom Jakobsweg Fotoalben als Erinnerung mit, eventuell auch eine Jakobsmuschel oder einen Botafumeiro aus Silber, vor allem aber bewahrt man eine unvergeßliche Erinnerung an das, was man gesehen und erlebt hat.

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